Schneller lesen lernen – Speedreading

Speedreading

Schneller lesen, auch Speedreading genannt – ein wahrer unfairer Vorteil

Sachverhalte von bis zu 20 Seiten sind im zweiten Staatsexamen keine Seltenheit und auch im ersten Examen ist es eine Herausforderung, die eng bedruckten Seiten mit dem Sachverhalt schnell zu lesen.

Das Verstehen des Sachverhaltes ist unfassbar wichtig und Grundvoraussetzung, um überhaupt eine richtige Lösung anfertigen zu können. Wenn du diesen Beitrag bis zum Ende gelesen hast und bereit bist, einige Stunden zu investieren und Disziplin aufzuwenden, wirst du dich in Zukunft über lange Sachverhalte freuen. Aber dieser Beitrag bringt dir nicht nur etwas für deine Examina, sondern vor allem auch für dein Studium und deine spätere Arbeit. Du machst Jura, du wirst dein Leben lang also voraussichtlich noch sehr, sehr, viel lesen.

1. Wie kann man überhaupt schneller lesen?

Ganz vereinfacht läuft das Speedreading so: Wir lesen nicht, indem wir jeden Buchstaben einzeln wahrnehmen und dann zu Worten und diese Worte dann zu Sätzen verarbeiten. Wir erkennen Wörter und bilden anhand dieser dann einen Satz. Die meisten von uns erkennen mit einem Blick ein Wort. Dies entspricht einer Blickspanne von ca. 0,5 bis 1cm. Durch Training kannst du es lernen deutlich mehr Wörter auf einem Blick zu erkennen. So brauchst du für eine Zeile dann nur noch 2-3 Blicke, statt 4-6. Theoretisch brauchst du also nur noch halb so lang mit dem Lesen. Um dies zu erreichen, gibt es verschiedene Techniken.

Wenn dein Einwand an dieser Stelle nun ist, dass du den Text auch noch verstehen musst, ist dieser berechtigt. Aber mach dir keine Sorgen. Dein Gehirn schafft das, es ist eine Frage der Gewöhnung. Im Ergebnis wird sich dein Verständnis sogar deutlich verbessern.  

Indem dein Gehirn mit dieser Lesetechnik aber mehr beansprucht ist, wirst du bei weniger interessanten Texten aber auch seltener abschweifen. Denn auch dieses zurückspringen im Text (Regression) kostet dich viel Zeit, führt aber auch schnell zur Frustration. Ein weiterer Schritt dieser Speedreading-Technik ist, dass – falls du dies überhaupt tust – nicht mehr unterschwellig die gelesenen Worte mitsprichst bzw. mithörst (sog. Subvokalisieren). Auch dies kostet dich wertvolle Zeit.

2. Wie kannst du nun lernen schneller zu lesen?

Am wichtigsten ist das Training. Du wirst deine Lesegeschwindigkeit mit der neuen Technik zwar schnell und bis zu einem gewissen Punkt stetig steigern können, aber durch das reine Erlernen der Technik wirst du dies nicht erreichen können. Du musst sie regelmäßig anwenden.

3. Die verschiedenen Möglichkeiten, Speedreading zu lernen:

Es gibt Kurse mit einer Anwesenheit, z.B. übers Wochenende. Dies hat den Vorteil, dass du von der:dem Dozent:in „gezwungen“ wirst, die Übungen durchzuführen. Aber auch nach diesen Kursen musst du zuhause noch weiter üben. Diese Kurse sind nicht günstig, aber das Lernen in der Gruppe macht meistens mehr Spaß und die Konkurrenz untereinander, wer schneller lesen kann, motiviert sicherlich auch sehr.

Dann gibt es noch digitale Kurse, in denen du auch das theoretische Wissen an die Hand bekommst und dann online üben kannst. Hier möchte ich aber nicht irgendwelche Kurse empfehlen, da ich selber noch keinen Online-Kurs gemacht habe und schlicht nicht weiß, was gut ist.

Schließlich gibt es auch die Oldschool-Methode und zwar das Lesen eines Buches mit Übungen.

Wolfgang Schmitz Schneller Lesen

Dieser Methode bin ich gefolgt und habe damit auch direkt gute Erfahrungen gemacht. Das Buch hat EUR 10 gekostet und enthält ausreichend Theorie und Übungen. Meines Ermessen ist der einzige Nachteil an dem Lernen mit dem Buch, dass EUR 10 zwar nicht wenig Geld ist, aber nicht genug, dass es wirklich wehtut, wenn man das Buch irgendwann in eine Ecke befördert und das Thema auf die lange Bank schiebt. Bei einem kostspieligem Onlinekurs oder Präsensseminar ist die Wahrscheinlichkeit, dass dies passiert geringer.

Wenn du jedoch selbstdiszipliniert genug bist, wirst mit dem Buch sehr gute Fortschritte machen.

4. Eigene Erfahrungen

Wie bereits angedeutet, habe ich mich mit dem Buch von Wolfgang Schmitz befasst. Ich fand das Konzept des Speedreadings sehr überzeugend und habe auch die Übungen (teilweise) gemacht. Ich habe den Buchkurs also nicht vollständig abgeschlossen, war also nicht diszipliniert genug. Aber dennoch habe ich große Fortschritte gemacht. Einfache Texte, wie z.B. gut lesbare Romane, weniger wissenschaftliche Zeitungsartikel usw. lese ich mittlerweile mindestens doppelt so schnell wie vorher, weil ich ganze Zeilen teilweise mit einem bis zwei Blicken erfasse, je nachdem wie anspruchsvoll die Wortwahl ist.

Lehrbuch- oder Skriptentexte lese ich auch schneller, aber hier arbeitet mein Gehirn schlicht nicht schnell genug. Zwar lese ich den Text auch schnell, aber um komplexere Themen wie bestimmte ZVR-Themen etc. richtig verstehen zu können, brauche ich dann (mindestens) eine Sekunde mehr. Aber auch für komplexere Texte gibt es eine für solche Texte angepasste Speedreadingtechnik, sodass es auch hier Verbesserungspotenzial gibt.

Was Sachverhalte in Klausuren angeht, kommt es darauf an. Zwar lese ich den auch schneller als vorher (ca. ein Drittel), aber ich muss mich hier bremsen, um nicht ausversehen essenzielle Details zu überlesen. Ich denke durch etwas mehr Training würde ich hier mehr Sicherheit reinbekommen und mich dann trauen auch Sachverhalte schneller zu lesen. Gebracht hat mir die Technik aber zumindest ungefähr ein Drittel.

Wie du an meinem Beispiel siehst, funktioniert Speedreading nur, wenn du es wirklich regelmäßig trainierst. Nur so machst du Fortschritte. Allerdings ist es kein ganz oder gar nicht Thema. Wenn du also ein bisschen Zeit investierst, wirst du auch ein bisschen schneller lesen können.

5. Fazit

Speedreading ist kein leeres Versprechen. Durch das Steigern der „Wortverarbeitungsrate“ liest du effizienter. Das Lernen dieser neuen Lesemethode(n) kostet aber Zeit und Disziplin und kann nur durch regelmäßiges Training erreicht werden. Wenn du aber bereit bist, dies zu investieren, wirst du Sachverhalte mindestens doppelt so schnell wie deine Mitstreiter:innen lesen und erfassen können. Wenn das nicht mal ein unfairer Vorteil ist…

Weiterlesen:

Hier erfährst du, wie du Klausuren mit maximalem Lernerfolg schreiben und nacharbeiten kannst und hier gehts zurück zur Startseite.

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